Hier präsentieren wir Ihnen die faszinierende Historie der Bäckerei Dietsche, die sich über stolze 85 Jahre erstreckt.
Dietsche in Todtnau in der Hebelstraße Im Jahre 1908 baute der 1882 geborene Bäckermeister Albert (heute Franz Dietsche Straße) ein Wohnhaus mit einer Bäckerei. Das Geschäft, Backerei, Feinbäckerei, Kolonialwaren umfasste ein EDEKA Lebensmittelgeschäft mit Kaffeerösterei. Die Kaffeebohnen wurden im Backofen geröstet.
5 Kinder wurden geboren, 4 Söhne und eine Tochter. Aus zwei der Söhne, Josef und Karl wurden Bäckermeister, Franz war für insgesamt 27 Jahre Bürgermeister von Todtnau. Der jüngste Sohn, Thomas, ist im Krieg gefallen, die Tochter Anna leitete eine Pension.
Sohn Karl die elterliche Bäckerei in Todtnau. Sein Bruder Josef erlernte das Backerhandwerk in Freiburg. Er arbeitete in Ludwigsburg, Leipzig, Karlsruhe und besuchte die Konditoreifachschule in Basel. 1938 übernahm er eine Bäckerei in Rastatt.
Im Jahre 1938 kaufte das frisch verheiratete Ehepaar Josef und Hilda Dietsche die
damalige
Hofbäckerei Heitz. Am 15. Mai 1938 wurde das Geschäft eröffnet
Es entwickelte sich so gut, dass bald mehrere Mitarbeiter eschäftigt werden konnten. Hergestellt
wurden Schwarz-, Weiß- und Vollkornbrot (Steinmetz), sowie Weizenkleingebäck, Schneckennudeln,
Plundergebäck, feine Konditoreiwaren und Nudeln. Im Sommer gab es Eis. Schon 1939 wurde ein
damals moderner Dampfbackofen eingebaut, der den alten Kanalofen ersetze. Zum Heizen des Ofens
mussten am Vortag Briketts und Anfeuerholz bereitgestellt und nach dem Backen die Asche entfernt
werden.
Als der Krieg gegen Frankreich begann und die Bevölkerung evakuiert wurde, erwarb Josef Dietsche
besondere Verdienste bei der Lebensmittelversorgung und wurde UK (Unabkömmlich) gestellt. Deshalb
musste er zunächst nicht in den Krieg. Erst Ostern 1943 kam der Stellungsbefehl. Josef Dietsche
musste in den Krieg und die Bäckerei geschlossen werden. Inzwischen wurden 3 Kinder geboren: 1939
Johann genannt Hans, 1940 Friedhilde und 1942 Rita.
Sofort nach Kriegsende wurde die Bäckerei wieder geöffnet. Die Stadt war besetzt, Lebensmittel waren knapp und vor den Geschäften standen die Leute Schlange wenn es etwas gab. Die Zuteilung wurde mit Lebensmittelkarten geregelt. Bald wurde die Bäckerei von den Franzosen beschlagnahmt und musste ausschließlich für das französische Militär backen. Nach der Freigabe war die Hauptsorge die Zuteilung von Mehl und Kohlen (Briketts). Einige Zeit musste Maismehl zum Backen verwendet werden, was besondere Anforderungen an die Bäcker stellte. Eine Änderung brachte erst die Wahrungsreform.
Nach der Währungsreform und Gründung der Bundesrepublik wurde das Back- und Konditoreiwarensortiment ausgeweitet. Die ersten Lieferungen wurden angenommen. 1949 erfolgte der erste große Umbau, ein neuer Laden!
Jetzt wurde das Angebot noch viel größer: Hergestellt wurden mehr Brotsorten, Zwieback, Salzstangen, Kekse, Teegebäck, Pasteten, feine Konditorei, sowie ein großes Sortiment an Weihnachtsgebäck und Schokolade, Krokant und Marzipanarbeiten.
Auch das Liefergeschäft (Kantinen und Lebensmittelgeschäfte) wurde mehr. So wurde 1952 das erste Auto zum Ausliefern angeschafft. Etwa 40 Kunden in 30 km Umkreis wurden beliefert.
Eine weitere größere Anschaffung war ein Dampfkammerofens zum Backen von rheinischem Vollkornbrot (Backzeit 12 Stunden) und Pumpernickel (Backzeit 20 Stunden). Steinmetz- Kraftbrot bis 500 Stück, Vollkornbrot und Pumpernickel mit je 50 Stück in der Woche wurden regelmäßig ausgeliefert. Auch beteiligte man sich mit einem gröBerem Verkaufsstand bei den Rastatter Herbstwochen.
Vier Kinder sind inzwischen da: 1947 wurde Sohn Werner geboren. Das fünfte Kind, Karl-Albert wurde 1951 geboren und starb 1952.
1955 erwarb Josef Dietsche den ersten Froster in Rastatt. Die Firma Stierlen Torokühlung entwickelte Bäckerfroster welche in der Bäckerei erprobt wurden. 1954 geht Hans in Stuttgart in die Lehre und arbeitet nach Abschluss der Lehre zunächst bis 1958 im elterlichen Geschäft.
Weitere Anschaffungen folgten: 1958 eine Mehrzweckausrollmaschine, die die Arbeit sehr erleichterte.
Hans arbeitet von Ende 1958 bis Ostern 1959 in Karlsruhe, danach wieder im elterlichen Betrieb. 1963 legte er die Meisterprüfung ab. Ab September 1963 bis 1965 arbeitete er in München nacheinander in zwei sehr guten Betrieben (Konditorei sowie Vollkornbäckerei).
Zwischenzeitlich wird die Backstube aufwändig renoviert. Ein moderner Etagenbackofen wird eingebaut eine neue Teigmaschine sowie neue Arbeitstische werden gekauft Der neue ölbeheizte Backofen bringt mehr Betriebsleistung und große Arbeitserleichterung (keine Brikett und Anfeuerholzbereitstellung mehr).
Ab 1965 wurde der Gesundheitszustand von Vater Josef so schlecht, dass Hans nach Hause musste.
Trotz der Krankheit von Josef Dietsche wurde 1967 in der Bäckerei nochmals umgebaut: Ein neuer Laden wurde eingebaut.
Bereits 1970 stirbt Josef Dietsche im Alter von 60 Jahren, sein Sohn Hans führt die Bäckerei weiter.
Ab 1971 veränderte sich das Geschäft. Der Umsatz mit Brot Brötchen, Hefekleingebäck, Hefekuchen und Saisongebäcke (Fettgebäcke, Zwetschgenschnitten, Weihnachts- und Ostergebäcke) vervielfachte sich. Das Backen von Steinmetz Brot, Rheinisches Vollkornbrot, Pumpernickel, sowie Schokolade, Krokant, Marzipanprodukte und Zwieback wurden im Laufe der Zeit aufgegeben.
1973 heiratete Hans Dietsche die Kinderpflegerin Angelika Peter aus Wintersdorf. Diese unterstütze ihn dann im Führen des elterlichen Betriebs.
1974 wurde die erste Mehlsiloanlage in einer Handwerksbäckerei in Rastatt eingebaut. 1976 kam ein Erweiterungsbau zur Backstube hinzu; Erwerb eines Stikenofen, Typ Minnitherm von Werner & Pfleiderer.
1980 1986 wurde zudem eine Filiale in Rastatt Ottersdorf betrieben.
Das Ehepaar bekam drei Kinder: Kerstin im Jahr 1974, Patrick im Jahr 1976 und Andreas 1982.
Während dieser Zeit beteiligte sich Hans Dietsche häufig an regionalen Grobveranstaltungen und Ausstellungen wie der Badischen Ausstellung
Auf Grund des stetig steigenden Umsatzes musste 1986 die Backstube rationalisiert und nochmals neu umgebaut werden. Ein neuer gasbeheizter Backofen mit 12 qm Backfläche ersetzte den bisherigen Etagenbackofen. Der Umbau begann nach Ostern, er stellte den ganzen Betrieb vor große Herausforderungen.
1988 feierte die Backerei Dietsche in Rastatt ihr 50jähriges Jubiläum.
Im Jahre 1991 wurde auch das Ladengeschaft zu seinem jetzigen Aussehen als Stehkaffee umgebaut und modernisiert. Für den gelungenen Umbau erhielt Hans Dietsche bei einem Wettbewerb der Stadt Rastatt den vierten Preis für die Fassade eines Gebäudes im engen räumlichen Zusammenhang.
Mit der Schaffung der Fußgängerzone veränderte sich das Stadtzentrum von einem dynamischen Platz zu einem familienfreundlichen Ort mit vielen gastronomischen Angeboten. Auch das Angebot in der Bäckerei änderte sich: durchgehende Öffnungszeiten sowie Snacks zum Mitnehmen (belegte Brötchen. Pizzazungen, etc.) und ofenfrische Backwaren am Nachmittag bis zum Abend erweitern das Angebot.
Das Stehkaffee wurden im Jahr 2008 um Tische und Stühle für die AuBenbewirtung erweitert.
Nach Übernahme des Betriebs durch den Sohn Patrick Dietsche im Jahre 2010 erweiterte dieser das Angebot um weitere 10 Sitzplätze. Patricks Engagement wurde mit der Auszeichnung "Einer der 600 besten Bäcker Deutschlands" gewürdigt!